Dr. Steffen Bauer
Kirchenverwaltung Ehrenamtsakademie
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„Die Fragen zum Ehrenamt werden bisher allzu isoliert voneinander gesehen. Was für jede Kirchengemeinde gut ist, das gilt auch für die Landeskirchen und auch für den Bereich des Ehrenamtes: Über den eigenen Zaun hinauszuschauen bereichert“
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Herr Dr. Bauer, welche Rolle spielt das Ehrenamt für die Zukunft unserer Kirche?
Nicht nur für die Zukunft, sondern auch schon für die Vergangenheit und die Gegenwart unserer Kirche ist und war das Ehrenamt von ganz entscheidender Bedeutung. Kirche lebt vom freiwilligen und unentgeltlichen Engagement sowie der Gemeinschaft vieler.
Sie engagieren sich in der Steuerungsgruppe Ehrenamt. Was ist Ihre persönliche Motivation, unentgeltlich Zeit und Wissen zu investieren?
Die Fragen zum Ehrenamt werden bisher allzu isoliert voneinander gesehen. Was für jede Kirchengemeinde gut ist, das gilt auch für die Landeskirchen und auch für den Bereich des Ehrenamtes: Über den eigenen Zaun hinauszuschauen bereichert, macht stärker, bringt neue Ideen. In die Steuerungsgruppe fließen unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen ein, und es ist schön, sich von beidem bereichern zu lassen.
Sicher kennen Sie die Doppelbelastung aus Ehrenamt und Beruf aus Ihrer eigenen Arbeit. Wie finden Sie für sich selbst die Grenze zwischen Engagement und Überlastung?
Indem ich mühsam gelernt habe, auf beiden Feldern auch mal „Nein“ zu sagen. Ich glaube, dass insbesondere in der Kirche ein solches „Nein“ häufig viel zu spät oder gar nicht ausgesprochen wird und deshalb die Balance oftmals aus den Fugen gerät. Bei mir jedenfalls war das so, und das habe ich lernen müssen.
Die Fragen um den Begriff des Ehrenamtes berühren letztlich alle Bereiche kirchlichen Handels. Wie sollte Kirche den Diskurs über dieses Thema in Zukunft führen?
Auf vielerlei Art und Weise, sowohl inhaltlich als auch formal. Damit meine ich, dass es für die Kirche wichtig ist, die Vielfalt ehrenamtlichen Engagements auch darin auszudrücken, dass sie den Diskurs vielfältig führt. Das bedeutet, dass sie ganz neue Medien nutzen muss. Neben der Veröffentlichung in Papierform muss dann eben auch das YouTube-Video, der Chat, das Forum und vieles andere mehr stehen. Es ist wichtig, dass wir schon von der Form her zeigen, dass wir Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen und Gewohnheiten ansprechen und mitbestimmen lassen wollen.
Der engagierte Kern in der EKD ist im Schnitt über 60 Jahre alt. Was kann getan werden, um die Kirche attraktiver für jüngere Engagierte zu machen?
Gerade wenn wir verstärkt Themen wie die Bewahrung der Schöpfung, die Gerechtigkeit, den Frieden oder eben Menschen auf der Flucht in den Mittelpunkt stellen, werden auch jüngere Menschen auf Kirche aufmerksam. Wenn unsere Haltung dann die ist, dass wir uns auch über zeitlich begrenztes Engagement ebenso freuen wie über langjähriges, wenn wir in der Leitung Verantwortung ernsthaft delegieren und auf diese Weise Räume zur Mitarbeit öffnen, dann werden wir auch eine größere Vielfalt an Menschen ansprechen.